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Der Zauberhut

Er saß in der Sonne auf der Straße, spürte die glitzernde Wärme in seinem Gesicht und drehte an seiner kleinen Spieluhr. Die Menschen liefen wie immer achtlos an ihm vorbei. Die meisten beachteten ihn gar nicht und selbst die, die ihn bemerkten sahen ihn nicht wirklich an. Er schien für die meisten erwachsenen Menschen unsichtbar zu sein. Doch die Kinder bemerkten den Zauber, der von ihm ausging, da sie selbst noch viel von diesem Zauber in sich haben. Er hatte ziemlich zerzauste Haare, zerlumpte Kleidung und einen Hut. Einen zauberhaften Zauberhut. Ja, ein Zauberhut, dessen Magie es war die schönen kleinen Dinge im Leben zu sehen, die glücklich machen.

Und weil jeder Anfang einen Zauber innen hat, fing er an sich auf den Weg zu machen, so dass der Zauberhut seine Magie noch mehr in die Welt verglitzert, Berührung schafft, ein Funkeln in die Augen fließen lässt und ein Mondlächeln auf die Lippen zaubert. Der Zauberhut führte ihn auf weite Wege, auf lange breite Wege, Kurven, Kreisverkehre, Sackgassen, Landstraßen. Er wollte immer weiter, verführt von dem Bann der Magie. Ein Gefühl von Dankbarkeit diesen zauberhaften Zauberhut behutsam in die Welt zu tragen.

Und so kam es, dass er vor dem großen Tor einer Stadt stand. Es war groß und prächtig. Aus dunklem Holz geschnitzt und mit schwerem Metall beschlagen. Doch es war mehr als das, es war der Eingang zu einem Wesen, dessen Körper nicht aus Zellen, sondern Menschen bestand. Das Tor saugte die Menschen hinein in das geschäftige Treiben der Stadt und selbst wer nur gemütlich durch die Straßen schlendern wollte wurde angesteckt von all der Hektik, bis auch er getrieben wurde von einer unersättlichen Begierde.

Und so stand er vor dem Tor und er sah das Leid des Wesens. Es wollte groß sein, es wollte lebendig sein, doch es wollte nicht so zerstörerisch mit den eigenen Zellen umgehen. Doch alleine schaffte es nicht etwas zu ändern.
Also rückte er den zauberhaften Zauberhut zurecht und beschloss zu helfen.

In dem Moment wo er den Winkel vom zauberhaften Hut gedreht hat, durchflutete ein helles orangenes kreisendes Licht starre, formlose gar leblose Gestalten. Finsternde harte steinige Gesichtszüge wurden zu weichen Sonnenstrahlen. Windbrisen pusteten ein Hauch Herzfülle auf hängende Bäckchen und Glitzerbrisen ließen mit ihrer Wärme Gesichter erröten. So viele Farben flossen wie auf Rutschbahnen von einem zu anderen. Farbenreiche Facetten spürten den Drang sich zu vereinen, um ein ganzes Bild gar Kunstwerk zu werden. Die harte schützende Glätte die ihn umgab wurde zu einem buntgemischten Goldstaub.

Auf einmal war es unglaublich hell. Leichtigkeit umhüllte ihn. Er wagte einen Schritt weiterzugehen. Doch all diese unendlichen Farben riefen ihm zu. Er spürte, dass er sich entscheiden musste.

Einen Moment zögerte er, doch dann folgte er dem Ruf der Farben, ließ sich vom Gelb leise locken, schmiegte sich zart ans Rot, drehte sich mit dem Blau um die eigene Achse und verschmolz mit den Farben im Tanz. Und bevor er sich ganz mit den Farben verband, zog er den Hut mit artistischem Schwung und ein Impuls von Magie überströmte die Welt.

Der Hut kehrte heim, daher wo er entstand. Wo alles entsteht. Das Fantasieland.

Eines Morgens, als er wieder durch die lichtdurchfluteten Straßen ging, erblickte er jeden einzelnen Zauberhut um sich herum. In unterschiedlichen Farben. Sein Herz erblühte bei diesem zauberhaften Anblick. Das Unsichtbare wurde sichtbar. Der leuchtende Zauber wurde nicht mehr hinter verschlossenen Türen gehalten.

Ein Gefühl der Glückseligkeit durchströmte ihn, in jede seiner Zellen. Endlich, da war sie, die eigene kraftvolle Wahrheit die darauf wartete einen Spiegel zu werden. Auf einmal verspürte er den Impuls seine eigene Stimme zu erheben. Er richtete sich auf, öffnete den Mund und heraus sprudelten Laute und Töne von unbeschreiblicher Schönheit, die sich ohne den Umweg des Verstehens direkt auf die Seele setzen und dort eine Wärme und Liebe ausstrahlen, die alle und alles mit einschließt.

Und die Welt spiegelte sich in seiner Klarheit und antwortete:

In dem Moment wo die Raupe sich entscheidet zum Schmetterling zu werden, versprüht sie in allen Herzen ihre Schönheit. Mit jedem Flügelschlag entsteht Berührung und mit jeder Berührung entsteht Verbundenheit. Die eigenen Farben lassen den gemeinsamen Lebensliebeszauber spüren.

Von da an vergrößerte sich der Spiegel der Welt von Tag zu Tag.

Zu sehen waren nun tausende von Schmetterlinge die ihren Flug gemeinsam genossen, im Sonnenlicht tanzten und sich bemühten ihre Farben zu verteilen. Da traf ein blau türkisener Schmetterling auf eine rötlich braun gefärbte Raupe die sich im Boden wälzte. Und so trafen sich Vergangenheit und Zukunft in dem Moment, in dem alles entsteht. In dem aus dem einen das andere wird und der doch bis in die Ewigkeit bleibt. Aus rot wird blau, aus braun türkis. Und sie sehen sich selbst in dem Anderen. denn so verschieden sie sind, sind sie eins. Und gemeinsam verändern sie sich und die Welt, metamorphosierend von einer Gestalt in die andere.

Und sie spürten dass die tiefe Klarheit ihrer Essenz alles und immer umarmt.
Die Schönheit der Schönheit der Herzen.

Im Saal herrscht Stille, während die letzten Worte verklangen. Dann brauste Applaus auf und schwoll an zu einem Meer aus Begeisterung.

– Jubalu & Blakob

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Die Eidechse und der Schmetterling

Ein bunter Zauberschmetterling trifft auf eine Eidechse.

Du Eidechse warum leuchtest du denn so in der Sonne und warum ändert sich deine Farbe mit all den Reflexionen?

Die Eidechse dreht träge ihren Kopf und sieht den Schmetterling durch ihre schmalen Augen an.

Nicht jedes Tier ist von sich aus schon so bunt und zauberhaft wie du. Ich leihe mir die Farben und die Wärme von der Sonne. Und im Sonnenlicht ist jede Farbe vorhanden. Und je nachdem wie ich mich drehe und Licht in mir aufnehme und abgebe, so entstehen neue Farben, neues Licht.

Aber sag Schmetterling, wie bringst du die Luft rund um dich herum ins schwingen, sodass du leicht und gleitend darauf schweben kannst?

Wenn ich dir, Eidechse jetzt sage dass ich grad zu dir geflogen bin, weil ich deine Lichtqualität bewundere, die ich im Außen beobachte, erkenne ich nun mit deiner Intention zum Sonnenlicht deinen Lichtkern im Inneren. Diese Luft um mich herum macht genau so ein Leuchten aus, einem Lichtkern wie du , Eidechse , so leicht wie Glitzerstaub auf dem ich schwebe. Und deswegen danke ich dir für deine Lichtqualität die meine bunten Flügeln sanft tanzen lassen.

Eidechse, würdest du einmal wagen mit auf einen sonnendurchflutenden flatterhaften Schmetterlingsflug mitzukommen?

Die Eidechse denkt und schweigt. Sie liegt gern in der Sonne und schwimmt in der Wärme der Farben. Und ihr gefallen die luftvollen Tänze des Schmetterlings sehr, und er träumt von bewegendem fliegen im Wind.

“Ich würd gern” sagt die Echse,

“Doch kann ich nicht fliegen und würdest du mich tragen, so könntest du all diese Salti und Pirouetten nicht wagen.

Und ich freue mich so sehr zu sehen wie du die machst.

Und ich weiß nicht wie ich mich verwandle .”

Da antwortet der Schmetterling:

“Ja aber Eidechse du musst ja nicht so fliegen wie ich.

Ich habe den Luftraum der mich trägt,

Du aber hast die wärmende Sonnenerde die dich bei jedem Schritt in deinem Lichtkern fliegen lässt.

Worauf wartest du?

Was brauchst du?

Was würdest du?

Wann willst du loslassen?

– Jubalu & Blakob